Mitglieder geben grünes Licht für kalte Nahwärme in Eichkamp

Die Mitglieder der Genossenschaft nahwärme-eichkamp.berlin eG haben die Planungen des Vorstandes, das Versorgungskonzept auf kalte Nahwärme umzustellen, auf der außerordentlichen Generalversammlung am 4. März bekräftigt. Das Konzept wurde erstmals am 22. Januar vorgestellt. Auf dieser früheren Versammlung wurde aber keine Entscheidung getroffen, um den Mitgliedern Bedenkzeit zu geben.
3. Generalversammlung der nahwärme-eichkamp.berlin eG
Außerordentliche Generalversammlung am 04.03.2025

Gastredner: Ulrich Döbler, KliQ-Berlin eG
Die Entscheidung fiel einstimmig aus – mit einer Enthaltung. Zuvor hatte Gastredner Ulrich Döbler ein ähnliches Projekt einer anderen Berliner Genossenschaft, der KliQ-Berlin eG aus Zehlendorf, präsentiert. Döbler ist Architekt und Projektleiter für das kalte Wärmenetz in der Weserberglandsiedlung, wo er auch selbst wohnt. Das Quartier der KliQ-Berlin eG ist mit rund 10.000 Bewohner*innen und mehreren Siedlungen sehr groß. Die seit April 2024 bestehende Genossenschaft hat sich daher entschlossen, zunächst zwei Siedlungen mit hohem Anschlussinteresse an ein Wärmenetz zu entwickeln. Neben der Weserberglandsiedlung ist das auch der Sprungschanzenweg. Für diese beiden Teilprojekte hat die Genossenschaft bereits Förderanträge für Machbarkeitsstudien beim Berliner Förderprogramm BENE 2 gestellt, die beide bereits bewilligt wurden. Die KliQ-Berlin eG plant im Jahr 2026 zu bauen. Döbler nannte einige Vorteile der kalten Nahwärme gegenüber individuellen Luftwärmepumpen: Beim Wärmenetz arbeiten die Wärmepumpen effizienter, da die Quelltemperatur durchschnittlich bereits bei 10 – 12 ° C liegt und nicht mehr so viel Strom eingesetzt werden muss, um die notwenigen Vorlauftemperaturen von 55 – 60 ° C im Haus zu erreichen. Sie stehen im Keller und sind nicht der Witterung ausgesetzt, daher haben sie eine höhere Lebensdauer. Es gibt weniger Lärmemissionen. Im Sommer kann das System auch zur Kühlung genutzt werden. 

Erster Bauabschnitt im Eichkatzweg
Die Vorstandsmitglieder Sabine Drewes und Marcus Schuchardt trugen die Eckpunkte des Projektes im Eichkamp vor, das Ludwig Brandt und Michael Adler vom Ingenierbüro Die Energieplaner bei der letzten Generalversammlung am 22. Januar (wir berichteten) präsentiert hatten. Im Zentrum steht der Teilabschnitt nördlicher Eichkatzweg (die Nummern 2 – 41 sowie Maikäferpfad 5 – 20), der eine gute Belegung mit Wärmeabnahmestellen hat. Die kalte Nahwärme basiert hier auf ca. 20 Erdsonden, die in die Straße eingebracht werden. In Wärmeleitungen dazwischen zirkuliert 5 bis ca. 15° C warmes Wasser. Die angeschlossenen Gebäude werden mit dezentralen Wärmepumpen versehen. Diese heben die Temperatur auf das für jedes einzelne Gebäude erforderliche Niveau an (bis zu 70 ° C im Vorlauf). Die Zahl der Sonden ist relativ gering, da eine Regeneration der Wärmequelle (Boden) vorgesehen ist durch technische Anlagen (Solarabsorbermatten oder eine PVT-Wärmepumpe), die im Sommer überschüssige Wärme in den Boden zurückleiten. Die kalte Nahwärme ist voraussichtlich zu 50 % förderfähig nach dem Berliner Förderprogramm BENE 2 – den Fördersatz legt die Senatsverwaltung individuell fest. Die Wirtschaftlichkeitsprognose hat je nach Annahmen einen Wärmepreis zwischen knapp 15 und gut 18 Cent pro Kilowattstunde netto ergeben. Damit ist der Wärmebezug bei gleichbleibenden Anschlusskosten von 13.000 € netto günstiger als beim warmen Netz.

Im Unterschied zu den Projekten der KliQ-Berlin eG hat der Vorstand der nahwärme-eichkamp.berlin eG inzwischen eine Projektskizze für Investitionskostenförderung für BENE 2 eingereicht, also keine Machbarkeitsstudie. Das ist mit dem Fördermittelgeber abgesprochen und kann bewirken, dass schneller gebaut wird und dieser erste Teilabschnitt möglicherweise bereits zur Heizperiode 2026 fertiggestellt werden kann. Am 9. April entscheidet die entsprechende Stelle der Senatsverwaltung darüber, ob die Genossenschaft zur eigentlichen Antragstellung eingeladen wird. Bisher sind die Signale positiv. Der Vorstand stellte in Aussicht, dass parallel zur Antragstellung für den Abschnitt Eichkatzweg oder kurz danach auch ein weiterer Teilabschnitt mit der Projektentwicklung starten könnte – nämlich der Zikadenweg auf der ganzen Länge bis zur Waldschulallee inklusive des Abstechers Kühler Weg bis zur Hans-Rosenthal-Sportanlage und inklusive der Schulen und der evangelischen Kita, die in der Zwischenzeit ebenfalls Mitglied der Genossenschaft geworden ist.

Farbige Markierung der Wärmetrasse im Eichkamp zeigt unterschiedliche belegungsdichte.
Die farbigen Markierungen zeigen die unertschiedliche Belegungsdichte in den einzelnen Straßenabschnitten.

Weitere Teilabschnitte des Eichkamps können entwickelt werden
Auf der Versammlung wurden verschiedene Fragen der Mitglieder beantwortet und diskutiert. Eine wesentliche Frage war die nach der Genehmigungsfähigkeit von Erdwärmebohrungen im öffentlichen Straßenland. Ulrich Döbler berichtete dazu, dass aktuell eine Abstimmung des Landes Berlin mit den Bezirksämtern über die Genehmigungsfähigkeit von Trassenbau und Bohrungen im öffentlichen Land durch neue Energieversorger erfolge. Darüber hinaus äußerten einige Mitglieder ihre Enttäuschung darüber, nicht in ersten Bauabschnitt dabei zu sein. Der Vorstand bekräftigte, dass er versuchen wolle für alle Mitglieder eine Versorgungsoption bis spätestens zum Ende der Förderperiode von BENE 2 zu finden – das wäre bis zum Jahr 2029 (Auszahlung). Es könnten auch noch weitere Straßenabschnitte entwickelt werden, die bisher noch gar nicht in der Planung waren, wie die Straßen um den Sonnenhof.

Zum Abschluss der Versammlung erhielt der Vorstand grünes Licht dafür, das „Ziel einer sicheren und nachhaltigen Wärmeversorgung mit klimafreundlicher Energie durch den gemeinschaftlichen Betrieb und die Errichtung kalter Wärmenetze im Versorgungsgebiet der Genossenschaft“ zu verfolgen. Dafür stimmten 43 anwesende Mitglieder, ein Mitglied enthielt sich. Vorstandsmitglied Reiner Wild, der die Veranstaltung moderierte, kündigte die nächste Generalversammlung für die zweite Junihälfte 2025 an. Bis dahin wird ein neuer Stand des Projektes vorgestellt werden können. Der Vorstand wird ferner eine Fragestunde für bisher unbeantwortete Fragen der Mitglieder einrichten, die noch bekannt gegeben wird.

Für mehr Informationen steht der Vorstand der Genossenschaft gerne zur Verfügung. Kontakt: info@nahwaerme-eichkamp.berlin

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